Samstag, Januar 31, 2009

böse Finanzwelt

Ich sehe mir seit kurzem jede Folge des Colbert Reports und der Daily Show an.
Und so langsam bekomme ich das Gefühl, dass uns (ebenso wie den USA) ein paar Gesetze zur Haftung von finanziellen Brandstiftern fehlen.


Wir erinnern uns an den Zusammenbruch des amerikanischen Immobilienmarktes und insbesondere der spekulativ gehandelten Darlehen.

Problem Nr. 1:  schlecht gesicherte Darlehen wurden in Bündeln weiterverkauft und als Investmentmöglichkeit angeboten. Nicht zuletzt sogar an Kleinanleger.

Problem Nr. 2: Ratingagenturen haben den nahezu ungedecken Darlehen ein hervorragendes Rating bescheinigt. Auf welcher Grundlage? Viel schlechter kann man seinen Job ja nicht machen.

Durch die Menge der geplatzten Kredite und verpufften Investitionen gingen ein paar Banken Pleite und fast alle gerieten in Bedrängnis.

Problem Nr. 3:
Manche Bankmanager (bekannt geworden in den USA - unsere Manager haben etwas mehr Fingerspitzengefühl) geben sogar noch königliche Beträge aus, nachdem sie durch ein Millardendarlehen vom Staat vor dem Ruin gerettet wurden. Z.B. für Privatjets, Büroeinrichtungen oder Dividendenausschüttungen.
Wobei letzteres sich vermutlich darüber erklärt, dass man die Aktienbesitzer nicht verprellen will, weil die eigenen Einlagen zu einem Teil aus eigenen Aktien bestehen. Und im Falle sinkender Kurse stünde man wieder kurz vor der Insolvenz.

Und was ist mit Münteferings Heuschrecken, deren System ich bisher nur schemenhaft verstanden habe:
Problem Nr. 4: Ein Investmentfond kauft ein Unternehmen. Da Investmentfonds nie genügend Geld flüssig haben, nehmen sie dafür einen Kredit auf. Den Kredit wälzt man dann auf das Unternehmen ab, so dass der Fond ohne großen Einsatz in den Besitz des Unternehmens gekommen ist.
Da der Fond aber gleichzeitig das eigentliche Geschäft nur notdürftig instand hält, geht langsam alles den Bach runter und man gerät in Schwierigkeiten den Kredit zu bedienen.
D.h. effektiv streicht das Kreditinstitut den Gewinn für einen Kredit ein, den das Unternehmen gar nicht nötig hatte, und der Investmentfond verkauft das Unternehmen weiter, bevor sich die desolate Lage bilanziell negativ bemerkbar macht. Und nicht selten gehen wenig später die so ausgenommenen Unternehmen pleite. Manchmal werden sie zuvor noch zerteilt, fusioniert oder einfach nur ein paar Werte verschoben.

Zu letzt gab es erst das Beispiel Hertie wo ein anderes Unternehmen des gleichen Investmentfonds so überzogene Mieten genommen hat, dass das Kaufhaus an den meisten Orten nicht mehr wirtschaftlich war.

Liegt da wirklich kein einziger Straftatbestand vor? Betrug? Wucher? Was ist mit "Eigentum verpflichtet"? Das müsste doch doppelt gelten, wenn am Eigentum noch Arbeitskräfte hängen.
Wenn Manager nicht mehr im Sinne der Firma agieren und langfristigen Schaden für kurzfristige Gewinne in Kauf nehmen, schreit es Ungerechtigkeit. Aber ohne entsprechende Gesetze wird das nur schlimmer werden.