Montag, September 14, 2009

Bibelcode

Ich sehe gerade einen Fernsehfilm oder wie man heute sagen würde ein "made for tv movie" von Pro7.

"Der Bibelcode". Das klingt nach Robert Langdon-haften Rätseln, gekreuzt mit Abenteuern a la Indiana Jones. Und ein wenig mehr nach dem Jesus Code oder wie das Fernsehspektakel des Jahres damals hieß. Die Hauptdarstellerin ist Cosma Shiva Hagen - also die deutsche Antwort auf Liv Tyler - und Blacky Fuchsberger - also die deutsche Anwort auf Morgan Freeman - spielt den Papst.

Während ich die Vorschau sah, habe ich wortwörtlich gedacht: "Das ist ja mal a long way von den RTL Actionstreifen der 90er." Ja, manchmal fällt mir so schnell keine vernünftige Übersetzung für meine Gedanken ein. Und was hatte ich mich damals auf John Sinclair gefreut.

Aber schon nach wenigen Minuten erhielt meine Freude auf das Pro7 Werk einen Dämpfer. Das Drehbuch war so stark komprimiert, dass die Exposition nur aus einer kurzen wie aus einem amerikanischen Actionfilm abgeschriebenen Szene bestand in der Johana (CSHagen) ihre Polizeimarke abgeben muss, weil sie sich über das Gesetz hinwegsetzen musste um ein entführtes Mädchen zu retten. Einmal mit den Augen gerollt und weiter im Text.

Nach der folgenden Verfolgungsjagd stirbt jemand, der behauptet Johanas Vater zu sein, zu ihren Füßen. Natürlich nicht ohne zuvor noch ein Buch mit handschriftlichen Notizen übergeben zu haben.

Was dann folgt, ist der zunehmend langatmigere Hauptakt, in dem ein mäßig synchronisierter Franzose ("international production") Marke Bücherwurm neben der betont natürlich spielenden CSHagen einem ständig das Gefühl gibt, dass hier etwas nicht stimmt. Nicht weil das die Spannung anheben soll, sondern weil der Film wie ein produktionstechnischer Flickenteppich wirkt.

Der Regisseur stand so sehr unter Zeitdruck den Mist runterzukurbeln, dass kleine Ungereimtheiten erst dem Zuschauer auffallen dürfen. So überrascht zum Beispiel der Fund ihrer Kinderbibel, aus der ihr ihr Pflegevater immer vorgelesen hatte, bei ihrem Vater, von dem sie am Morgen noch nichts wusste, CSHagen nicht im geringsten.

Als Schüsse die Scheibe zersplittern lassen, versteckt sich der französische Religionsstudent sofort unter dem Schreibtisch. Ich würde nicht auf die Knie gehen, bestenfalls ein paar Schritte zurück, WEIL AUF MICH NOCH NIE GESCHOSSEN WURDE!

Danach plätschert der Film Dank alles überdeckender Orchestermusik belanglos daher. Alle dramatischen Höhepunkte werden von schlechtem Spiel oder schlechter Synchro ausgehebelt. Sagte ich alle Höhepunkte? Nein, es gibt durchaus fesselnde Momente. Aber wenn man sich gleich in der nächsten Szene wieder mehr Gedanken darüber macht, wie es hätte besser sein können, ist man wieder am Anfang.

Warum schafft es eine Kulturnation wie Deutschland nicht aus spannenden Ideen vernünftige Drehbücher zu machen und Regisseure zu organisieren, die ein Gespür für Geschichten haben?

Aber immerhin ist Blacky Fuchsberger der Papst...