Mittwoch, Januar 17, 2007

Waffen töten

Die ortsansässige Ermittlungskommission der Metzelkinder von Tessin sucht jetzt nach Gewaltspielen.
Aber angeblich fanden sie nur Computerspiele, die ab 12 Jahren freigegeben waren, auf den Rechnern der Übeltäter. So ein Ärger. Ein empfindlicher Rückschlag für die These, dass Computerspiele Schuld am Unglück der Welt sind.
Ungeachtet dessen fordern im Fernsehen Anwohner über 60 Jahren und das Oberbayerische Volksblatt ein umgehendes Verbot aller Computerspiele, äh, Killerspiele.

Ein Kardinalverdacht liegt auf "Final Fantasy II" (mglw ein Tippfehler des Berliner Kuriers, den m.E. ist das Spiel ca 15 Jahre alt - Korrektur: gemeint war Final Fantasy XI also 11.). Die Kinder hätten nach dem Spielen dieses Killerspieles ab 12 Jahren die Idee mit einem Messer zum Spielen rauszugehen gehabt. "Mutti, wir gehen raus, spielen. Ich nehme die Steakmesser mit." - "Ist gut, Schatz."

Aber mal ehrlich. Als ich 11 war, hat mich überraschend eines der Kinder aus meiner Klasse zum Spielen aus dem Haus geholt. Nachdem er mir gezeigt hat, wo er wohnt, holte er eine Gaspistole mit Munition aus einem Schrank und wollte nur mal zum Spass eine Patrone in einer Pfütze abfeuern. Da ich aber schon immer ein Schisshase war, war das gemeinsame Spielen danach für mich erledigt. Homecomputer gab's damals noch nicht. Bescheuerte Kinder gab es immer schon.

Wenn es also nicht Computerspiele waren, waren es vielleicht Handyspiele? Mit Sicherheit hatte jedes der Kinder ein Handy. Noch wahrscheinlicher sind natürlich Klingeltöne.
Aber ich habe jetzt den gemeinsamen Nenner aller Vorfälle entdeckt:
Alle Kinder gingen zur Schule!

So, genug gelacht. Aber ernsthaft - warum finden die Massaker meistens in Schulen und an Lehrern oder Mitschülern statt? Weil Kinder die Schule und ihre Mitschüler hassen! Ganz einfach.
Jeder hasst mal die Schule, weil man nicht dazugehört, gehänselt wird oder weil man feststellen muss, dass das Leben nicht immer ein Kinderspiel ist. Nur wurden Kinder früher nach der Schule in ein soziales Umfeld entlassen, in dem solche Probleme angesprochen oder durch Selbstwertgefühl kompensiert wurden.
Aber viele Eltern sind nach ihrem Tagwerk zu erledigt, um sich auch noch die Sorgen anderer anzuhören und überlassen ihre Kinder dem Fernsehen und dem Computer. Aha, Computer? Ja, aber Computer bieten nur das gleiche, was Karl May meinen Eltern bot - Phantasiewelten. Ein alternatives Leben. Deshalb haben Kinder früher Cowboy und Indianer gespielt. Mit Holzpistolen (... man hatte ja nichts). Aber heute haben sie anscheinend zum einen keine Probleme in Besitz von echten Waffen zu kommen und zum anderen weniger Hemmungen andere Menschen zu verletzen.

Woran liegt das? Mangelnde Erziehung und der Niedergang des Ostblocks. Was wofür ursächlich ist, muss jeder selbst entscheiden.