Sonntag, August 23, 2009

Google verhütet

Man findet ja zu fast allen Suchbegriffen Porno.
Aber bisher war ich immer davon ausgegangen, dass mich nur die Kindersicherung von Google davor schützt versehentlich auf Pornoseiten zu gelangen.

Eine andere Auffassung, die ich bisher vertrat, ist dass das deutsche Gesetz mir nur den Zugriff auf verfassungsfeindliches oder kinderpornographisches Material verbietet (und außerdem im Internet selten angewendet wird).


Aber diese Zeiten scheinen der Vergangenheit anzugehören. Denn am Fuß meiner letzten Suche fand ich die Anmerkung: "
Aus Rechtsgründen hat Google 3 Ergebnis(se) von dieser Seite entfernt. Weitere Informationen über diese Rechtsgründe finden Sie unter ChillingEffects.org."

Bei relativ harmlosen Suchbegriffen finde ich 3 Treffer für gesperrte Seiten schon erschreckend viel. Könnte es sein, dass da mehr gesperrt wird als notwendig? In meiner 15jährigen Karriere als Junggeselle bin ich noch nie auf Kinderpornographie gestoßen. Mit dem letzten Vorstoß gegen Kinderpornographie kann es auch nichts zu tun haben, da die Verfügung anscheinend von
Dezember 2005 ist.

Und ich dachte immer Zensur gibt es nur in China.

(Der andere Link hatte übrigens noch nicht einmal eine Begründung.)

Sonntag, August 16, 2009

Wednesday Comics 2

Ich bin jetzt zwar erst in der zweiten Woche, kann mir aber ein paar Kommentare zu den Einzelgeschichten nicht verkneifen:

Batman - von Azzarello & Risso
Sieht nett aus, aber ich habe schon jetzt den Faden verloren. Das könnte entweder ein Zeichen für mein schlechtes Gedächtnis sein oder dafür, dass die Schöpfer noch nicht die Spielregeln dieses Mediums (Zeitungscomics) im Griff haben oder sich nicht wirklich drum scheren und gleich an das Paperback denken.

Kamandi - von Gibbons & Sook
Das genaue Gegenteil zu Batman. Hier wird erzählerisch und graphisch an Prinz Eisenherz erinnert. Und das passt natürlich hervorragend in dieses Format.

Superman - von Arcudi & Bermejo
Hier wird ganz gut mit dem Wochenformat gearbeitet, da die beiden ersten Seiten jeweils komplette Szenen waren.

Deadman - von Bullock & Heuck
Mein persönlicher Favorit bisher. Ordentlich begonnene Detektiv/Thriller Geschichte, die nach Art von Bruce Timm / Darwin Cooke (also im Retro Stil) gezeichnet wird. Starke schwarze Linien machen sich hervorragend im groberen Zeitungsdruck.

Green Lantern - von Busiek & Quinones
Scheint auf einen 50er SF Angriff aus dem Weltraum Schinken hinauszulaufen. Da wir über die Einleitung noch nicht hinweg sind, ist es etwas schwierig das jetzt schon zu bewerten.

Metamorpho - von Gaiman & Allred
Rollt auch noch sehr langsam an. Immerhin sind wir im Zielgebiet angelangt. Den Mangel an Action macht man durch eine Persiflage auf alte Comic Werbungen, die aber letztenendes rein gar nichts mit dem Rest der Geschichte zu tun haben.

Teen Titans - von Berganza & Galloway
Endlich mal eine in die Handlung integrierte Zusammenfassung der bisherigen Handlung. Ansonsten Action. Gut das wenigstens die Plots der verschiedenen Mehrteiler nicht alle dem gleichen Ablauf folgen. "Oh, heute ist die Wendepunktwoche."

Strange Adventures - von Paul Pope
Pope hat vermutlich den ausgefallensten Zeichenstil aller Teilnehmer, allerdings hat er auch die klischeehafteste Handlung. Zugegeben, damit orientiert er sich stark an den alten Flash Gordon Geschichten, aber ich hoffe doch, dass noch ein wenig mehr Spannung aufkommt.

Supergirl - von Palmiotti & Conner
Kommen wir zu dem was der Amerikaner Comic Relief nennt. Dem komischen Moment nach all den Abenteuern. Das die Haustiere von Superman und Supergirl in der Geschichte vorkommen, reicht eigentlich. Der Rest erledigt sich von alleine.

Metal Men - von Didio & Garcia-Lopez
Ich verute mal, dass das einer der Gründe war wieso dieses Projekt grünes Licht bekommen hat. Der Chef von DC schreibt einen Zeitungscomic, der von der 80er Jahre Legende Jose-Luiz Garcia-Lopez umgesetzt wird.

Wonder Woman - von Ben Caldwell
Bedient sich der Träume wie bei Little Nemo um phantastische Sagen und Gestalten mit der grazilen Kampfmaschine Wonder Woman zu verbinden. Sehr lesenswert.

Sgt. Rock and Easy Co. - von Kubert & Kubert
Dass Joe Kubert Kriegscomics zeichnen würde war ja abzusehen. Nett, aber nicht mein Ding.

Flash Comics - von Kerschl & Fletcher
Mir fällt der Name der Vorlage nicht ein aber auch die Ehedramen von Flash und seiner Frau Iris orientieren sich stilistisch stark an einem Zeitungscomic aus den 70ern inklusive der Roy Lichtenstein Kolorierung.

The Demon and Cat Woman - von Simonson & Stelreeze
Ohne viel Geplänkel direkt ins Abenteuer. Mit dem Anfang und den Charakteren sollte sich die Geschichte von allein erzählen.

Hawkman - von Kyle Baker
In einem für Kyle Baker sehr realistischen Stil und mit einer für Kyle Baker sehr nüchternen Sprache könnte sich dieses als eine der blutrünstigsten der Serien herausstellen. Für Hawkman durchaus passend. Aber ich hoffe noch, dass der sprühende Humor von Kyle Baker das wieder ausgleichen wird.

Sonntag, August 09, 2009

Wednesday Comics

Ich lese relativ viele US Comics. Aber bisher hat es mich eigentlich nie gereizt Rezensionen zu schreiben, da bis ich die Hefte erhalten und gelesen habe meistens schon ein Monat vergangen ist, seit die amerikanischen Comicleser ihre Meinungen kundgetan haben. Außerdem gibt es normalerweise auch nicht viel interessantes zu schreiben, außer dass die Geschichten lesenswert sind oder eben nicht.

Aber diesesmal ist es anders. Heute morgen habe ich New Avengers #55 von Bendis und Immonen gelesen. Da Marvel Comics seit einiger Zeit eine einleitende "was bisher geschah" Textseite haben, verzichten die Autoren anscheinend bewusst auf jegliche Exposition. So fand ich mich nur inmitten eines Kampfes zwischen den Avengers ("Die Rächer" für Menschen meines Alters) und einer Horde Schurken die von "Hood" angeführt wurden. Das Team der Helden ist anscheinend aus den aktuell populärsten Figuren (Spinne, Wolverine) und ein paar B-Helden (Spiderwoman, Luke Cage, Ms. Marvel und einem Heini, den ich nicht kenne und der auch nicht einmal im ganzen Heft namentlich angesprochen wird) und Captain America (der wie ich hörte eigentlich tot ist) als Anführer zusammengewürfelt. Die Schurken waren so zahlreich, dass ich kaum einen zweimal gesehen haben, geschweige denn Namen zuordnen konnte. Die Geschichte endete, bevor wirklich etwas passiert wäre. Alles in allem fühlte ich mich ziemlich verloren. Keine positive Erfahrung. Das einzige Highlight war, dass die Helden wohl ihre alte Avengers Mansion mit Butler aufgeben mussten, und jetzt bei Captain America zu Hause... äh... hausen.

Aber vergessen wir das. Ich habe meinen Eindruck davon nur beschrieben, weil das wohl relativ typische Superheldenware ist.


Wenden wir uns den Wednesday Comics von DC zu. Das sind 15 übergroße Seiten Comic für den stolzen Preis von 3,99 $. Und wenn ich sage "übergroß", dann meine ich Zeitungsseitengröße. Eine Seite hat also die Fläche von vier normalen Comicseiten. So viel wusste ich, als ich es bestellt habe.

Was mich etwas überraschte als ich die "Hefte" bekommen habe, war die Tatsache, dass es auch auf Zeitungspapier gedruckt ist. Naja, bis in die 80er waren alle US Comics auf solchem Papier gedruckt worden, aber heute erwartet man eben doch mehr. Vor allem bei dem stolzen Preis.

Aber als ich dann die erste Seite aufklappte, waren alle Bedenken wie weggeblasen. Wunderschöne große Comics. Die besten Zeichner, Autoren und "Coloristen". Das Erlebnis von Comics wie sie seinerzeit erfunden wurden - als Zeitungsbeilage. Da jede Geschichte nur eine Seite hat, muss man hier natürlich mit Fortsetzungsgeschichten leben, aber da die Wednesday Comics jede Woche erscheinen, hält sich die Ungeduld in Grenzen.

Für mich werden sie jetzt zu den Sonntagscomics, die ich gemütlich am Sonntag mit einer Tasse Kaffee zelebrieren werde.

Ich war schon immer ein Freund von "Anthologien". Bis in die 80er Jahre gab es bei DC einige Reihen, die seit den 40ern mit wenigen Pausen durchgehend erschienen sind und aus mehreren 8-16 Seiten langen Reihen bestanden. Dann gab es die "DC Explosion", die einigen Titeln plötzlich 100 Seiten und damit auch mehrere Geschichten bescherte. In der folgenden "DC Implosion" wurden viele Titel eingestellt und anderen Reihen als Zweitgeschichte zugeordnet, quasi eine Minianthologie. *seufz* Ich habe diese Zeit geliebt. Gut gemachte Anthologien haben etwas von einer schönen Überraschung.
Wenige Jahre später waren alle Comics mit mehreren Geschichten verschwunden.

Mitte der 80er konkurierten Marvel und DC mit "Flagschiff-"Anthologien, in denen (aus Kostengründen?) viele - um nicht zu sagen: ausschließlich - junge, unerfahrene Künstler ihre ersten Gehversuche machen durften. Die waren aber teilweise so schlecht, dass damit das Thema für Jahre verbrannt war. Denn negative Überraschungen will niemand.

Durch die wirtschaftliche Rezession in den USA wurden nun wieder viele Serien konsolidiert. Diesesmal aber sind es wieder erfahrene Künstler, die die zusätzlichen Seiten erschaffen. D.h. ich bin im siebten Himmel.

Aber wo wird DC mit dem neuen Zeitungsformat hingehen? Kann man Abenteuer Comics in Zeitungen so wieder etablieren? Es wäre wünschenswert, aber Zeitungen kämpfen ja selbst ums Überleben und haben kein Geld für teure Comics. Vielleicht kann DC ja eine vier Seiten starke Superhelden Beilage mit wechselnden Geschichten produzieren. Das sollte sich für beide Seiten rechnen. Als eigenständiges Magazin finde ich es zwar auch sehr gut, aber ich habe Bedenken was den Platz auf dem Lesermarkt angeht. Als Kuriosität ist man entweder eine Sensation oder schnell wieder aus dem Geschäft.